Paul
Hofhaimer, Organist
am Hof Kaiser Maximilians I. in Innsbruck, war zu Lebzeiten der gefragteste
Orgellehrer. "Nach willen din" war ein beliebtes Liebeslied.
Johannes Kotter, einer seiner Schüler ("Meister Pauls Knabe"), bearbeitete
es für Orgel, wobei er, wie oft üblich, besonders den Diskant ausgiebig
kolorierte und den Satz ausdünnte, indem er den Alt (eine reine Füllstimme)
wegließ.
Die Fantasia in ut von Johannes Kotter ist eines der frühesten
Stücke, in dem sich schon die Kombination Praeludium und Fuge erkennen läßt.
Auch hier finden wir wieder Dreistimmigkeit und die typischen Verzierungen.
Hughe
Aston's A
Hornepype aus der Handschrift Royal App. 58 des Britischen Museums (um
1530) stellt das erste hervorragende Beispiel der typisch englischen
Virginalliteratur dar. Besonders bemerkenswert ist die Steigerung der
tanzartigen Figuren und der schon zu dieser Zeit vollkommene Tastenstil.
Nur wenig später enstanden die Werke des
weitgereisten Spaniers Antonio de
Cabezón, aus denen hier die Diferencias sobre el canto llano del
Caballero zu hören sind. In den 5 Variationen, die immer dichter
werden, wandert der cantus firmus durch die verschiedenen Stimmen.
Die nächsten 3 kurzen Sätze entstammen den
im ausgehenden 16. Jh. besonders bei Laienspielern beliebten Tabulaturbüchern. "Wie schön blüht uns der
Maie" und "Was wolln wir auf den Abend tun"
sind Liebes- und Tanzlieder, letzteres noch mit einem besonderen Sprungtanz.
Bei "Ich
sag ade" handelt es sich dagegen um ein melancholisch schönes
Stück, welches sich ähnlich auch in der beliebten Sammlung von Forster findet.
Mit dem Dublin Virginal Manuscript (um
1570) kommen wir zu den Englischen Virginalisten. Hier begegnen wir in Pavan
and Gaillard des Mastyre Taylere
einem frühen Beispiel für dieses später oft größer ausgearbeitete Tanzpaar.
Das Fitzwilliam Virginal Book (FVB), die
größte Sammlung englischer Virginalmusik, wurde zwischen 1609 und 1619 von
Francis Tregian, dem Jüngeren, einem Katholiken, in London im Gefängnis
geschrieben. Er muß zu Giles Farnaby
besonders guten Kontakt gehabt haben, denn von jenem finden sich (unter
insgesamt 297 Stücken) 52 Kompositionen im FVB, in anderen Quellen dagegen nur
2 Virginalstücke. Farnaby war übrigens hauptberuflich Schreiner - von dieser
Zunft wurden auch die Virginals gebaut -, hatte aber auch Musik studiert und
Madrigale veröffentlicht. Sich selbst hat er einmal als "ein törichter
Spatz, der sich herausnimmt, in Gegenwart der melodischen Nachtigall zu zirpen",
bezeichnet (Vorwort zu Canzonets to foure voices, 1598, Übers.: W. Apel,
1967). Loth to Depart sind 6 Variationen über ein ruhiges Lied.
Neben den meist längeren Werken bekannter
Komponisten gibt es im Fitzwilliam
Virginal Book auch eine Menge kurzer anonymer Tanzsätze, von denen hier
vier beliebte Stücke zu hören sind.
In John
Dowland und William Byrd
begegnen uns zwei besonders hochrangige Komponisten. Dowland's Lachrimae
Pavan war so beliebt, daß man allein mit Bearbeitungen dieser Melodie
mehrere CD's füllen könnte.
Mit Samuel
Scheidt's Variationen über das "Niederländisch Liedgen" "Ach
du feiner Reiter" machen wir nun den Sprung zurück nach
Deutschland und weiter in die nächste Generation. In Umfang und Art der
Bearbeitung haben wir hier die Weiterentwicklung der von den Engländern
begonnenen und durch Sweelinck an viele Schüler weitergegebenen Variationskunst.
Ein weniger bekannter Organist der
gleichen Generation und ebenfalls Schüler Sweelincks war Paul Siefert. Obwohl er in Danzig lebte, weisen uns seine in einem
Wiener Manuskript erhaltenen Fantasien nach Süden: Das Thema der 2.
Fantasie entspricht der beliebten Canzona "La Spiritata" von
Gabrieli. Gleichzeitig lernen wir damit eine weitere typische Kompositionsform
kennen, hier allerdings nur dreistimmig und recht kurz.
In der Canzona von Christian Erbach, einem in Augsburg
tätigen Organisten und Orgellehrer, finden wir eine andere imitatorische Form,
mit einem typischen Taktwechsel zum schnellen 3er Takt.
Eine CD mit Cembalomusik des 17.
Jahrhunderts kann keinen zufriedenstellenden Überblick geben ohne Einbeziehung
der reichen italienischen Literatur. Deshalb finden sich hier vom wichtigsten
italienischen Cembalisten Girolamo
Frescobaldi wenigstens die vier Corrente (aus dem 1. Toccatenbuch
von 1616 und die Toccata seconda (aus dem 2. Toccatenbuch von 1627). Während die
Corrente eine volkstümliche Form zeigen, ist die Frescobaldi'sche Toccata etwas
Neues: eine nach Art der damals modernen Madrigale sehr frei zu spielende
Musik.
Michael
Praetorius ist
besonders als Musiktheoretiker und Sammler bekannt. Kompositionen wie die
beiden Variationen über "Nun lob mein Seel den Herren"
zeigen aber deutlich auch seine kompositorischen Qualitäten. Zugleich wird hier
hörbar, wie sich auch geistliche Musik zur Ausführung auf dem Cembalo eignet.
Die Werke Heinrich Scheidemanns, eines weiteren Schülers von Sweelinck, der
in Hamburg wirkte, werden besonders wegen ihrer ruhigen, cantablen Art
geschätzt, die auch in seinem Praeambulum in d wiederzufinden ist.
Den Schluß dieser CD bilden die berühmten
sechs Variationen Jan Pieterszoon
Sweelincks über "Mein junges Leben hat ein End". Die Beliebtheit
dieses Werkes dürfte allerdings nicht nur auf der Meisterschaft des
"Norddeutschen Organistenmachers", sondern auch auf der Qualität des
Themas beruhen.