NEUSS (WK) Der Name des Organisten Alexander Fiseisky mag einigen Leuten noch in vager Erinnerung sein, hatte er im doch im Bachjahr 2000 in Düsseldorf-Gerresheim für Aufsehen gesorgt, als er das komplette Orgelwerk Bachs interpretierte - in einem 18-stündigen Konzert. Ganz so sportlich ging es in der Dreikönigenkirche nicht zu, aber eine beeindruckende Kostprobe seines Bachspiels gab es gleich zu Beginn: Toccata, Adagio und Fuge C-Dur wiesen den Moskauer als beherrschten und geschmackvollen Musiker aus.
Absolute Beherrschung des Passagenspiels, schlichte, aber um so zwingendere Phrasierung und Durchsichtigkeit in der von Hall und Klangvolumen eingenebelten Polyphonie zeichneten sein Spiel aus. Mit schlichter, leiser Intensität spielte er noch Bachs gebetsartiges und zutiefst lyrisches „Allein Gott in der Höh‘ sei Ehr“, bevor er sich dem Romantiker Mendelssohn-Bartholdy widmete.
Entgegen der im Programm angekündigten Sonate spielte Fiseisky einen Choral mit Variationen und ein Allegro in D-Dur, beides geschmack-voll und unaufgeregt. Für Orgelfreunde besonders interessant geriet der Rest des Programmes, denn hier führte Fiseisky weniger bekannte, aber sehr hörenswerte russische Komponisten der Früh- bis Spätromantik ein.
Mit Ausnahme des estnischen Rudolf Tobias, dessen naiv-schönes „Largo“ zu hören war, stammen alle Komponisten aus der ehemaligen russischen Musikmetropole St. Petersburg, der die jetzige Hauptstadt Moskau erst später den Rang ablaufen konnte.
Constantin Homiius‘ Präludium G-Dur verband Spielfreude mit russisch-phantasievoller Harmonik; Fiseisky verstand es, mit Pianissimo-Registern klangliche Intimität herzustellen und Abwechslung zu schaffen. Wladimir Odojewskijs „Gebet ohne Worte“ wurde seinem Titel vollauf gerecht. Schlicht, leise und eindringlich erklang das Werk des Petersburgers, der sich auch literarisch und politisch in der russischen Kulturszene engagierte.
Das letzte Werk des Programms stammte von dem einzig prominenten Russen, den Fiseisky vorstellte: Alexander Glasunow. Der Spätromantiker, dem die moderne Harmonik Skrjabins und Rachmaninovs Sentimentalität anzuhören sind, lotete mit seiner Fantasie op. 110 die Grenzen der Orgel aus.
Das beinahe pianistisch angelegte Werk schien die Möglichkeiten der Orgel mitunter zu überfordern. Dort, wo man Crescendi erwartete, blieb die Orgel - naturgemäß - auf einem dynamischen Level, und so war manches Mal die Vorstellungsgabe der Zuhörerschaft gefordert, sich Andeutungen zu begnügen.
Fiseisky gab sich dieser Klang- und Ideenfülle vorbehaltlos hin und beendete das Konzert, das schlicht und konzentriert begann, mit großer Geste und erntete ehrlichen und begeisterten Beifall des spärlich erschienenen Publikums.