Neuss. Douglas Lawrence‘
Orgelspiel hielt völlig, was der knappe, aber vielversprechende biografische Abriss
im Programmheft versprach. Der australische Organist, seit gut 30 Jahren aktiv,
bot einen Querschnitt durch alle Epochen der klassischen Orgelmusik, spielte
streng Kontrapunktisches von Buxtehude mit der gleichen Beherrschung und
Ausdruckskraft wie Modernstes von Philip Nunn. Im barocken Abschnitt des
Konzertes in der Pfarrkirche Heilige Dreikönige demonstrierte Lawrence
„klassische Fähigkeiten“ eines Organisten: Metrisches Gleichmaß, absolute
Beherrschung der Stimmführung, gleichmäßige Läufe und ganz dezent gesetzte
Ritardandi. Die abschließende Chaconne C-Dur von Dietrich Buxtehude hatte Temperament,
Elan und Ausdruck und zeigte absolute Beherrschung des Instruments.
Ganz andere Klänge schlug Lawrence im impressionistisch angelegten „Le jardin suspendu“ von Jehan Alain an. Das Spiel mit den Registern und das Ausspielen exotisch-fremder Akkord-kombinationen gelang Lawrence vollkommen. Eher konventionell-wohlklingend dagegen Cesar Francks „Choral Nr. 3, a-moll“, dessen Lyrik und Harmonik voll zum Ausdruck kamen, der jedoch hier und da etwas mehr Elan hätte vertragen können. Schlicht und kontrolliert spielte Lawrence sich hier durch sich windende Stimmen und Akkordfolgen, legte Klangflächen und schuf Bögen. Nach eher Unbekannterem, aber hervorragend Gespieltem von Howells und Elgar stand ein Klassiker auf dem Programm: Mendelssohn-Bartholdys „Präludium und Fuge Nr.1 c-moll“, das Lawrence mit seltener Perfektion, Geschmack und Kontrolle interpretierte. Sinnvoll-sensibel wechselte er Register, führte Stimmen und zeigte sich durchaus zur virtuosen Geste hingezogen, sofern die Musik Gelegenheit dazu bot. Im Präludium gab es keinerlei Unklarheiten, trotz eines recht gehobenen Tempos, jedes kleine Rubato erklang sinnvoll, klug setzte er Phrasen voneinander ab, ohne die Musik damit zu „zerpflücken“. In der voll-klingenden romantischen Fuge machte Lawrence mit kleinen Einhalten und Verzögerungen den Zusammenhang klar, ging souverän mit der komplizierten Materie um und brachte die Musik zum Leben. Beeindruckend, wie er den verschiedenen Epochen und Komponisten seines nicht gerade konventionellen Programms gerecht wurde. In jedem gespielten Werk schien er klare musikalische Ziele zu verfolgen, die er klug vermitteln konnte. Ob jedoch die Hörgewohntheit mit dem letzten Programmpunkt überstrapaziert wurden, lässt sich schwer sagen, da es der einzige Applaus im Konzertverlauf blieb und somit eher die Gesamtleistung des Organisten anerkannte. Philip Nunns „Hymn for the death of Jesus“, in dem ein nachgeahmtes Martinshorn das Hauptmotiv bot und „Scherzo“ (Devils up there), das von archaischer Brutalität und Lautstärke war, dürfte nicht jedermanns Sache gewesen sein...spannend war es allemal. Wilm Kösters